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Mahmud Doulatabadi

Der Colonel

Roman
Aus dem Persischen und mit einem Nachwort von Bahman Nirumand
»Das literarische Gegenstück zu Picassos Guernica.« Lutz Bunk, Deutschlandradio
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224 Seiten (Geschätzter Umfang)
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Eine pechschwarze Regennacht in einer iranischen Kleinstadt, ein altes Haus. Der Colonel hängt seinen Gedanken nach. Erinnerungen stürmen auf ihn ein. An seine Jahre als hochdekorierter Offizier der Schah-Armee. An seine Kinder, die ihren eigenen Weg gingen, sich den Revolutionsgardisten angeschlossen haben und in den Krieg zogen, in die Leidenschaften der Revolution und des Todes. Durch die Gassen werden die gefallenen »Märtyrer« getragen, in der Stadt werden ihnen Denkmäler gebaut. Es herrscht Krieg – »diese giftige, fleischfressende Pflanze«. Da klopft es an die Tür. Der Colonel wird abgeführt, zur Staatsanwaltschaft …

Mahmud Doulatabadi, der bedeutendste Schriftsteller des Iran, erzählt von den Umwälzungen, die den Iran bis in die Gegenwart heimsuchen.

Stimmen

»Die unerbittliche Entschiedenheit, mit der Doulatabadi diese hoch verdichtete Gesamtatmosphäre herstellt, macht seinen jüngsten Roman zu einem außerordentlichen Werk. Die jüngeren Epochen der iranischen Geschichte schieben sich ineinander zu einem einzigen Bild des blutigen Scheiterns. Und es sind die widersprechendsten Empfindungen, die der Rückblick auf diese Unheilsgeschichte auslöst: Zorn, Scham, Resignation. Als zugleich großes, doch hochkonzentriertes und grelles Tableau einer selbstdestruktiven Geschichte markiert der Colonel einen historischen Tiefpunkt, der nur eine Forderung erlaubt: Das muss überwunden werden, derlei darf sich weder fortsetzen noch wiederholen. Dieser Roman hat das Zeug dazu, als ein starkes, unwiderstehliches Signal zu wirken. Für uns ist das Buch eine erschütternde Lektüre. Für iranische Leser wäre es womöglich eine verändernde.«

Eberhard Falcke, Die Zeit, Hamburg  Online einsehen

»Trotz aller politisch–historischen Relevanz, ist ›Der Colonel‹ kein Repräsentations–Werk geworden. Die eigentliche Glanzleistung des Romans ist die sprachliche Umsetzung der in der Wirklichkeit gut begründeten Paranoia, die den Colonel ergriffen hat. Seine flackernde Wahrnehmung, seine beginnende Persönlichkeitsspaltung, geben dem Buch eine gewaltige innere Spannung.«

Hans-Peter Kunisch, Süddeutsche Zeitung, München  Online einsehen

»Verstrickt sind alle Figuren – es ist die Abstufung, die den Unterschied macht, ob man Folterer oder Opfer wird. Erzählerisch geht in ›Der Colonel‹ einiges durcheinander. Die Stimme des Erzählers verschwimmt mit den inneren Monologen der Hauptfigur. Eine wichtige zeitgeschichtliche Pointe versteckt sich im Nachwort des Übersetzers Bahman Nirumand. Die deutschsprachige Ausgabe ist die erste dieses Romans. In Iran liegt ›Der Colonel‹ bei der Zensurbehörde.«

Der Spiegel, Hamburg

»Eine shakespearesche Inszenierung, ein düsteres Historiendrama, bei dem sich Jahrhunderte Geschichte zum blutrünstigen Geschehen einer einzigen finsteren Nacht verdichten. Doulatabadi legt ein Werk von erschütternder Radikalität vor, das kompromisslos modern und zugleich der reichen persischen Erzähltradition verpflichtet ist. Surreal, kafkaesk, geisterhaft mutet die Szenerie an. Atemlos, kataraktisch bricht die Tragödie herein, vornehmlich erzählt im Bewusstseinsstrom des Colonels und in den Monologen seiner Kinder, in die sich zahlreiche Figuren der iranischen Geschichte gleichsam als Geister hamletscher Väter mischen. Pessimismus sei kein prägendes Element der iranischen Literatur, hatte Doulatabadi einmal bemerkt, nur Bitterkeit, eine bittere Realität. Im Angesicht der Katastrophe bleibt nichts, als auf eine persische Tugend zurückzugreifen: erzählen, um sich selbst zu retten, wie einst Scheherazade. Erzählen gegen die ›kalte, bleierne Zeit‹, wie es im Buch heißt, Nacht um Nacht.«

Sabine Berking, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Die Handlung des Romans dauert etwa einen Tag und birgt doch das Panorama eines ganzen Jahrhunderts. Es ist ein großartiger Roman über eine schreckliche Zeit. Der enormen Suggestionskraft von Doulatabadis Sprache entkommt man so oder so nicht.«

www.eselsohren.at, Wien

»Doulatabadi hat ein ungemein eindringliches, von erschütternder Intensität und düsteren Bildern geprägtes Buch vorgelegt, das nicht nur wegen seines Themas, sondern auch wegen seiner literarischen Qualität sicher zu den wichtigsten Neuerscheinungen dieses Jahres zählt.«

Nevfel Cumart, Nürnberger Nachrichten

»Ein schwieriges Buch, ein großartiger Roman, der genau genommen nur eine einzige Nacht schildert. Erzählerisch und sprachlich teilweise atemberaubend, mit großer Dichte erzählt. Für anspruchsvolle LeserInnen und solche, die eine vielleicht neue Sichtweise auf die Verhältnisse im Iran bekommen wollen.«

Heinrich Klingenberg, bn. Bibliotheksnachrichten, Salzburg

»Die iranische Zensurbehörde hat Mahmud Doulatabadi wissen lassen, dass sein Roman ›Der Colonel‹ ein Meisterwerk sei. Man könne daraus unmöglich etwas streichen. Die Konsequenz war allerdings kein Literaturpreis, sondern ein Publikationsverbot. Noch Anfang Juni hoffte Doulatabadi, nach den Präsidentschaftswahlen im Iran könne sein Buch endlich veröffentlicht werden. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, kein Wunder: ›Der Colonel‹ liest sich wie ein Prolog zur gewaltsamen Niederschlagung der Proteste gegen die gefälschte Wahl. Die deutsche Ausgabe von ›Der Colonel‹ ist somit die Welterstveröffentlichung.«

Dina Netz, SWR 2, Köln

»Doulatabadi, der wohl prominenteste lebende Autor in Iran, hat über 25 Jahre an seinem neuen Roman gearbeitet, und das merkt man ihm an. ›Der Colonel‹ ist ein Stimmengewirr der inneren Monologe und ein Drama vom Ausmaß klassischer Tragödien. Erst allmählich verdichten sich die Bruchstücke und Erinnerungsfetzen der Hauptfigur zu einem Tableau des Iran im 20. Jahrhundert.«

Claudia Kotte, Kulturaustausch, Nr. III / 09, Berlin

»Dem Schriftsteller, der unter dem Schah im Gefängnis saß und unter den Mullahs mit großen Schwierigkeiten kämpft, ist mit dem ›Colonel‹ sein wohl politischstes Buch geglückt. Die Zensur unterbindet daher die Veröffentlichung, denn der Roman bricht zu viele Tabus und geht zu schonungslos mit politischen Systemen und Ideologien um. Dieses Buch wird wohl erst über den Umweg ins Ausland ein Identifikationswerk für die Iraner werden. Für Europäer ist es ein fesselndes Epos, das einen schmerzenden Blick auch auf die eigene Vergangenheit erzwingt.«

Beatrix M. Kramlovsky, Die Furche - booklet, Wien

»Ein faszinierendes Zeugnis von Ohnmacht, Wahn und Verzweiflung zweier iranischer Generationen und zugleich ein Appell an die heutige Jugend, sich nicht von Ideologen instrumentalisieren zu lassen.«

Christian Cohrs, Financial Times Deutschland, Hamburg

»Beklemmend ist das menschliche Versagen der Einzelnen vor der Macht, das Brechen der Individuen unter Folter und einer Atmosphäre der Furcht, die zu einer Art ›Gesellschaftslehre‹ wird.«

Sabine Vogel, Berliner Zeitung

»›Der Colonel‹ ist ein Stimmengewirr der inneren Monologe und ein Drama vom Ausmaß klassischer Tragödien. Allmählich verdichten sich die Bruchstücke und Erinnerungsfetzen der Hauptfigur zu einem Tableau des Iran im 20. Jahrhundert. Ohne zu moralisieren schildert Doulatabadi menschliche Abgründe und Brutalität eindringlich und zeitlos.«

Claudia Kotte, Kulturaustausch, Berlin

»Ein erschreckend aktueller Aufschrei gegen Massenhysterie, Manipulation und Unterdrückung. ›Mein Verstand hat mir gesagt, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt war, das Buch zu veröffentlichen – und das habe ich auch getan‹, sagt Doulatabadi. Er gehört zu den wenigen iranischen Schriftstellern, die ihre Heimat nicht verlassen haben und auch nicht verlassen wollen. Weil er eine Rolle spielen möchte: als Aufklärer, als nachdenklicher Zeitzeuge und als unermüdlich Hoffender – mit der Jugend auf eine bessere Zukunft. Sein Fazit ist das der großen persischen Dichter: ›Geduld bringt den Sieg‹.«

ttt - titel thesen temperamante, ARD, Köln  Online einsehen

»Doulatabadi entwirft in seinem Roman ›Der Colonel‹ das Szenario einer Shakespeareschen Tragödie.«

Niels Beintker, BR, Bayern 2, München

»Die Sprache Doulatabadis ist wie gewohnt von großer Intensität, bestechend in ihrer archaischen Klarheit und Kompromisslosigkeit.«

Christian Ruf, Dresdner Neueste Nachrichten

»Verdichtung und innige Verbindung von Fantasie mit realen Vorgängen sichert dem kritischen, skeptischen Roman den Rang eines literarischen Meisterwerks. Die durch Einpeitscher–Reden in Begeisterung getriebene Menge, die mitunter bis zur Sprachlosigkeit wachsende Verzweiflung des Colonels und seines letzten noch lebenden Sohns Amri, der unablässig rinnende Regen: Doulatabadi gewinnt aus der so geschilderten Stimmung zumindest der frühen Jahre des Khomeini–Regimes eine große Metapher: Existenz in einem Irrenhaus, wenn nicht gar in der Hölle.«

Rainer Hartmann, Kölner Stadtanzeiger

»›Der Colonel‹ ist ein fesselndes Panorama iranischer Seelenqual, die Visionen und Albträume treibt wie dunkle exotische Blüten. Da ist etwa die kafkaeske Phantasie, da ist das beklemmende Scherbengericht über Historie, das den Roman beschliesst; und von der ersten bis zur letzten Seite die frostig–dumpfe, regenschwere Atmosphäre, die einem noch auf dem behaglichsten Lesesessel bis in die Knochen dringt. Und da ist schliesslich die zutiefst irritierende Titelfigur: despotisch und liberal, gross und engstirnig, aufrichtig und intransparent.«

Angela Schader, Neue Zürcher Zeitung

»Die 24 Stunden um das Begräbnis herum stecken die Rahmenhandlung ab, im Prinzip aber gibt ›Der Colonel‹ einen historischen Abriss der Geschichte des Iran der letzten 150 Jahre und damit einer Kette von immer wieder aufkeimenden Optimismus und bitterer politischer Enttäuschung. Der Leser hat das Gefühl, ein surreales Irrenhaus zu betreten und erst ganz langsam setzt sich ein Mosaik des Schreckens zusammen und die Rätsel werden aufgelöst. Ein Horror–Trip, dessen Zugang sich der Leser selbst erarbeiten muss. Belohnt wird er mit expressionistischer, morgenländisch–poetischer Literatur, die in ihrer Gewaltigkeit an Beckett, Sartre, Camus und Kafka erinnert. Mit ›Colonel‹ hat Doulatabadi ein Mahnmal für die Opfer der Tragödie Iran der letzten 60 Jahre geschaffen, ein literarisches Gegenstück zu Picassos ›Guernica‹. Ein Buch, das man nie wieder vergisst, – zu brutal der Inhalt, zu genial die Sprache.«

Lutz Bunk, Deutschlandradio, Berlin  Online einsehen
 
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Dies ist ein Liebling aus 40 Jahren

Thomas Hummitzsch
Literaturkritiker
Weil... uns die Dahingeschiedenen, zu Tode Gefolterten und in den Tod Getriebenen aus Doulatabadis düsterem Totentanz keine Ruhe lassen. Mit diesem Geisterkabinett erzählt Doulatabadi die jüngere Geschichte seines Landes als ständige Wiederholung von Fanatismus und Gewalt. Diese Erzählung ist nicht nur ein Kaleidoskop der iranischen Revolution, sondern ein Panorama des Irans im 20. Jahrhundert.
Patrick Sielemann
Verlagslektor
Weil... der Autor den Leser in keinster Weise schont, emotional, aber auch literarisch. Ein radikaler Roman, erschütternd und überwältigend.

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Bibliografie

Originalsprache: Persisch
Erscheinungsdatum: 16.11.2015
Letzte Version: 14.6.2022