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Yitzhak Laor

Der 11
September

Die Tausenden, die in New York, Washington und Pennsylvania zu Tode gekommen sind, waren Menschen aller Rassen, Glaubensrichtungen, Klassen und Nationalitäten. Wir in Israel haben um sie getrauert; und viele von uns haben um New York City wie um einen Teil unseres realen Lebens getrauert, nicht wie bei Khartoum oder Bagdad. In der Tat, der »Israelismus« hatte seit langem vielleicht seine beste Woche. Die Straße, die vom Verteidigungsministerium in das Zentrum von Tel Aviv führt, wurde sogar umbenannt in Pentagon-Straße (nur für einen Monat). Ariel Sharon, der bekannt ist für seine Feinfühligkeit, rief Präsident Bush an und meinte erklärend: »Jeder hat seinen eigenen bin Laden.« Um es kurz zu machen, der öffentliche Diskurs hatte so etwas von »Hey Amerika, schaut uns an. Wir trauern mehr als alle anderen, und wünschen Euch einen frohen neuen Krieg.«

Wen ekelt es nicht bei dem Gedanken daran, dass diese Verbrechen etwas mit »Befreiung« zu tun haben sollen? Aber auch der westliche Nihilismus kennt eben keine Grenzen, er ändert fast spielerisch seine Definitionen von »Freiheit« und »Terror«, »Gemäßigten« und »Extremisten«, und alles Feststehende löst sich in Luft auf. Bush meint: »Die Welt hat noch niemals ein derartiges Verbrechen gesehen.« Es geht um Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit: die Verbrechen, die wir niemals sehen, die Verbrechen, die wir für immer sehen werden, wieder und wieder, »erlebt« und »wieder erlebt«. Der Terror kann von jetzt an auch Massentötung einschließen, fast wie ein amerikanischer Luftangriff auf Basra, oder Baghdad. Ist es nicht diese Tatsache, die unsere hebräischen Medien feiern? Endlich wird Israels Opfersituation wirklich verstanden – wobei es unnötig ist, den Holocaust zu erwähnen – während wir als Täter wieder einmal ungesehen bleiben. Und die Araber? Sie sind Verbrecher: keine Chance mehr für sie, als Opfer angesehen zu werden. Wir sind drin, sie sind draußen. Wir, die Juden, gehören zu Dir, guter alter Westen. Liebe Förderer, wir sind – wie ihr – die Opfer.

In der Woche nach den Gräueltaten in New York und Washington ermordete die IDF ungefähr zwanzig Palästinenser. Niemand hat das auch nur bemerkt, sagte einer unserer Minister mit großer Befriedigung. Dann kam der Heilige Abend, der Beginn des Jüdischen Neuen Jahres. Ich lief in der Wohnung hin und her, vom Bett meines kleinen Sohnes zum Fernseher mit seinen nervenaufreibenden Nachrichten.

Ich rief einen Freund in Ramallah an, um zu erfahren, ob die Invasion (für diese Nacht) vorüber, wie viele tot und ob die Kinder in Sicherheit seien, oder »nur« schreckliche Angst hätten, und all diese blöden Fragen, die ein Privilegierter stellt, der nichts anderes anzubieten hat als sein Mitgefühl.

»Und Du sollst es Deinem Sohn zeigen.« Von Juden wird erwartet, dass sie an ihre Kinder weitergeben, was sie von ihren Vätern erfahren haben. Dein Großvater, mein Sohn, genau wie mein Großvater, wurde geboren und wuchs auf, als die Tatsache, ein Jude zu sein, so ähnlich war, wie es heute ist, ein Araber zu sein. Aber wir – Du und ich – sind in Sicherheit. »Vater, die Leute sagen, der nächste amerikanische Krieg sei gut für uns. Stimmt das?« Wer sind aber »Wir«? Die Lebenden in Kabul, New York, Tel Aviv? Ramallah? Und wer sind »Die«? Die Toten in New York? In Bagdad? In Gaza? In Jerusalem?

 

London Review of Books
4.10.2001

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