Liebe Leserin
Lieber Leser
Von Gießen (Prolit) nach Nördlingen: Ein Auslieferungswechsel steht an. Die breite Backlist ist unser Fundament, nun zieht sie nach Süden. Die Vorbereitung des großen Bücher-Umzugs ist eine Reise in die eigene Vergangenheit: Aus nüchternen Bestands- und Absatzzahlen lesen wir Hoffnungen, Enttäuschungen und Erfolge heraus.
Longseller wie Izzos Marseille-Trilogie oder Reginald Arkells Pinnegars Garten reisen in stolzen Mengen in die Nördlinger Verlagsauslieferung. Die sorgsam gehegten Rest-Exemplare von Jennie Walkers Fünf Tage. Ein Spiel sagen uns allerdings, dass selbst ein von Mick Jagger gelobter Cricket-Roman im fußballverrückten Deutschland keine Chance hatte. Baha Tahers Roman über die Oase Siwa, das Orakel von Alexander dem Großen, makulieren? Nein, das wäre ein Frevel gegen die Götter! Die Lagerbilanz wird zur Lebensbilanz. Leichter werden ist manchmal schwer.
Da kommt uns Colette zu Hilfe: »Alles bedarf der Übung. Danach jedoch folgt eine Form der Begeisterung. Manchmal entsteht sie unerwartet in den schlimmsten Momenten, in der letzten Stunde des Umzugs.«
Nur Mut also, sagt Colette. Und sind wir als Lesende nicht sowieso geübt im Umziehen? Mit jedem Buch betreten wir einen neuen Raum, lernen, anzukommen, vielleicht sogar daheim zu sein, bevor wir weiterziehen – manchmal nur einen Sandkorn im Schuh, manchmal einen großen Gedanken mitnehmend. Mit María Ospina Pizano ziehen wir quer durch einen ganzen Kontinent; mit Alice Renard aus der Enge der elterlichen Wohnung in die Freiheit; mit der taubblinden Helen Keller verlassen wir das vermeintliche Gefängnis des eigenen Körpers.
Wir glauben also tapfer an Colettes Ermutigung, und tatsächlich, irgendwann über der vorletzten Excel-Liste, wird uns bewusst: Ein Umzug ist ein Segen, denn er führt uns vor Augen, was uns wirklich wichtig ist. Der Unionsverlag zieht seit eh und je um die Welt. Wir sind und bleiben ein Haus der vielen und unterschiedlichsten Wohnungen. Und Sie sind wie immer eingeladen, alle davon zu entdecken.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Unionsverlag
Lea Artmeyer und Matthias Gräzer