Mit unserer Reihe soll den deutschen Lesern ein möglichst schlüssiger Gesamteindruck von der modernen türkischen Literatur von 1900 bis zur Gegenwart vermittelt werden. Da die Türkische Bibliothek nur zwanzig Bände umfassen durfte, musste aus der Fülle der wichtigen Werke eine Auswahl getroffen werden. Mit einer weit gestreuten Umfrage wurden zunächst bei türkischen und deutschen Fachleuten Vorschläge gesammelt und zusammengetragen. Diese wurden auf Arbeitstagungen unseres Teams gesichtet, ergänzt und zu einer Gesamtkonzeption verarbeitet. Zum Team gehörten: Erika Glassen und Jens Peter Laut, beide Universität Freiburg, als fachkundige geschäftsführende Herausgeber (Jens Peter Laut lehrt heute in Göttingen), als Vertreterin der Robert Bosch Stiftung Dr. Bettina Berns, vom Unionsverlag der Verleger Lucien Leitess und die Lektorin Alice Grünfelder. Tayfun Demir, Börte Sagaster und Tevfik Turan haben wir für manchen Rat zu danken.
Unsere Grundkonzeption stützt sich auf folgende Erkenntnis: Die moderne türkische Geschichte wird seit dem 19. Jahrhundert von einem dynamischen kulturellen und gesellschaftlichen Wandel bestimmt, der mit der Öffnung nach Westen und der Abkehr von der eigenen östlichen Tradition beginnt und sich am besten als der Prozess einer permanenten Verwestlichung beschreiben lässt. In der Literatur werden dabei vor allem die Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft im Spannungsfeld von Identitätskrise und Identitätssuche behandelt, wobei die Rückbesinnung auf eigene östliche Traditionen und Werte immer wieder eine Rolle spielt.
Bei der Auswahl der Werke waren wir nicht ganz frei, weil wir prinzipiell nur bislang noch nicht ins Deutsche übersetzte Werke berücksichtigen wollten. Viele wichtige Erzählungen und Romane liegen aber bereits in älteren Übersetzungen vor oder waren als Fortführung der Übersetzung eines Gesamtwerkes zu erwarten, wie die Romane Yaşar Kemals beim Unionsverlag Zürich und die Werke Orhan Pamuks beim Hanser Verlags München/Wien.
Wir haben uns dafür entschieden, die zwanzig Bände in drei Kategorien aufzuteilen.
Die erste Kategorie bilden neun Werke, die bei ihrem Erscheinen den Nerv der Zeit getroffen haben und inzwischen »klassisch« geworden sind. Sie sind jeweils etwa im Abstand von zehn Jahren erschienen. Durch Handlung und Schauplatz sind sie eng in den historischen Kontext eingebunden und beleuchten verschiedene Generationen und Geisteshaltungen des 20. Jahrhunderts. Für die Übersetzer stellte sich die schwierige Aufgabe, auch die Stilebenen der einzelnen Werke zu berücksichtigen, die durch die offizielle Sprachreform und die individuellen Besonderheiten der Autoren bestimmt wurden.
Folgende Werke gehören in chronologischer Ordnung zu der ersten Kategorie:
Halid Ziya Uşaklıgil
Aşk-ı Memnu 1900
Verbotene Lieben 2007
Als Halid Ziya Uşaklıgils (1868-1945) Roman erschien, herrschte der tyrannische Sultan Ab-dülhamit II (1876-1909), der alle gesellschaftspolitischen Anspielungen in der Literatur verboten hatte. Trotzdem kann man die Tendenzen der spätosmanischen Gesellschaft deutlich wahrnehmen. Der jugendliche Held Behlül ist ein unpolitischer Mensch, aber als Absolvent des französisch orientierten Galatasaray-Gymnasiums steht er auf der Höhe der Zeit und darf auf eine Diplomatenkarriere spekulieren. Alle westlichen Errungenschaften erscheinen ihm normal, er kleidet sich nach der letzten Pariser Mode und gilt damit als Vorbild für seine Generation. Verbotene Lieben ist der erste Höhepunkt der osmanisch-türkischen Romanliteratur und noch in osmanisch-arabischer Schrift erschienen. Der Autor beherrscht alle Finessen der Psychoanalyse und präsentiert ein modernes, atemberaubendes Seelendrama. Er kostet die Raffinessen der osmanischen Hochsprache mit ihrem üppigen Vorrat an Synonymen und der komplexen prunkvollen Syntax voll aus.
Halide Edip Adıvar
Mor Salkımlı Ev / Türkün Ateşle İmtihanı 1963/1962
Mein Weg durchs Feuer 2010
Halide Edip Adıvars (1884-1964) Erinnerungen sind im Gegensatz zu Uşaklıgils Gesellschaftsroman hochpolitisch. Sie beschreibt die multiethnische, spätosmanische Gesellschaft, die sie während ihrer Kindheit bewusst erlebt hat, in allen Details. Im Konak ihrer Großeltern mütterlicherseits, wo sie aufwuchs, herrschte eine tolerante, von muslimischer Mevlevi-Frömmigkeit geprägte Atmosphäre, während ihr Vater Wert auf ihre westliche Erziehung legte. Sie beschreibt als Augenzeugin und Mitstreiterin Mustafa Kemal Atatürks die turbulenteste Phase der türkischen Geschichte. Kein anderer Text führt den Lesern so authentisch und zugleich kritisch den Untergang der alten osmanischen Welt und die Geburt des türkischen Nationalismus aus dem Chaos des Unabhängigkeitskrieges vor Augen.
Memduh Şevket Esendal
Ayaşlı ile Kiracıları 1934
Die Mieter des Herrn A. 2009
Memduh Şevket Esendals (1885-1952) Geschichten und Romane erzählen von der Alltagswirklichkeit in der frühen Republikzeit. Wie die Bevölkerung aus allen Teilen des Reiches in der neuen Hauptstadt Ankara zusammenströmte, sich einrichtete und amüsierte, erfahren wir ohne jede Schönfärberei. Die gesetzlich verordnete Gleichberechtigung der Frauen war noch gewöhnungsbedürftig und wird in Einzelschicksalen problematisiert. Esendal war ein Verfechter der Sprachreform. Er schreibt einen nüchternen, einfachen Stil. An seinem Text kann man sehr schön den großen Sprung in der Sprachentwicklung nach dem Alphabetwechsel beobachten. Hier wird die türkische Alltagssprache allmählich literaturfähig. Der Kontrast zu Uşaklıgils prunkvoller spätosmanischer Stillage ist augenfällig.
Sabahattin Ali:
İçimizdeki Şeytan 1940
Der Dämon in uns 2007
Sabahattin Alis Roman führt uns in die Studenten- und Literatenkreise im Istanbul der 1930er-Jahre, die nun im Windschatten der neuen Hauptstadt Ankara liegt. Die Protagonisten Ömer und Macide stammen aus der anatolischen Provinz. Sie nehmen ihre Bildungschancen wahr und erproben die neue Freiheit in den Geschlechterbeziehungen. Die Musikstudentin Macide ist eine selbstbewusste junge Frau, die sich von dem Machogehabe der Männer nicht beirren lässt. Aber der grüblerische Philosophiestudent Ömer ist ein Repräsentant der ruhelosen Generation ohne Gott und Tradition.
Ahmet Hamdi Tanpınar
Huzur 1949
Seelenfrieden 2008
Ahmet Hamdi Tanpınar (1901-1962) hat sich als Literaturwissenschaftler eingehend mit der westlichen Literatur, Musik und Philosophie beschäftigt, aber auch die osmanische kulturelle Tradition lag ihm am Herzen, mehr als nach der kemalistischen Geschichtsauffassung erwünscht war. Der Protagonist, der junge Historiker Mümtaz, sucht nach der verlorenen osmanischen Tradition, die es in der alten Sultansstadt Istanbul »wie in dem verschütteten Pompeji« noch überall zu entdecken gibt. Aber er fühlt sich ebenso zu der westlichen Musik und Poesie hingezogen. Der sensible Mümtaz, dessen Liebe zu Istanbul, zur klassischen osmanischen Musik und zu der leidenschaftlichen Nuran in eins zusammenfließt, kann keinen Seelenfrieden finden, denn das Bewusstsein, zwischen Orient und Okzident hin- und herzutaumeln, führt zur Melancholie (Hüzün).
Tanpınar schreibt in einer poetischen türkischen Prosa, die sich durch keine Reglementierungen der Sprachreformer zähmen lässt. Diese Rückkehr zu Traditionen, die in der frühen Republik verpönt waren, hat die Rezeption des Romans verzögert, der dann aber nach 1980 zu einem Kultbuch geworden ist.
Yusuf Atılgan
Aylak Adam 1959
Der Müßiggänger 2007
Yusuf Atılgan (1921-1989) stammt aus der anatolischen Provinz und gehört zu der Generation türkischer Schriftsteller, die selbst keine Bindung an die osmanische Tradition mehr haben. Für seinen Romanhelden C. ist das Istanbul der 1950er Jahre eine westlich geprägte Großstadt mit einer konsumorientierten Massengesellschaft, in der er als entfremdetes Individuum auf der Suche nach der »wahren Liebe« durch die Straßen läuft. C. ist ein Istanbuler Flaneur sui generis. Istanbul als öffentlicher Raum, in dem sich die Frauen unverschleiert frei bewegen, wird zum Jagdrevier der Männer. Für die türkischen Literaturkritiker, die damals vor allem der Dorfliteratur und dem sozialen Realismus huldigten, war die Darstellung eines monomanischen, entfremdeten Individuums, das einsam durch die Masse taumelt, um sein persönliches Glück zu suchen, eine Herausforderung. Doch die literarische Qualität des Romans, die Fähigkeit des Autors mit seiner bewusst einfachen Sprache die komplizierte Problematik anschaulich zu machen, überzeugte die Leser.
Leylâ Erbil
Tuhaf Bir Kadın 1971
Eine seltsame Frau 2005
Die Literaturstudentin Nermin möchte sich als Literaturstudentin in Istanbul in der Literatenszene, die von Männern beherrscht wird, als ebenbürtige Gesprächspartnerin bewegen. Aber sie begegnet unter den etablierten Dichtern und Schriftstellern einer Schar von Machos, die sich von jeder ungebundenen Frau ein sexuelles Abenteuer erhoffen und eigentlich nicht bereit sind, sie geistig ernst zu nehmen. Zu Hause dagegen ist sie mit den rückständigen Moralvorstellungen ihrer Mutter konfrontiert, der die neuen Freiheiten, die den jungen Mädchen erlauben, sich ungezwungen im öffentlichen Raum zu bewegen, suspekt sind. Dieser Zweifrontenkrieg wird hier aus weiblicher Perspektive eindringlich dargestellt. Leylâ Erbil kennt keine sexuellen Tabus. Sie scheut sich auch nicht, die Enttäuschungen, die die linksintellektuelle Frau Nermin im Umgang mit dem von ihr so geliebten einfachen Volk, das sie aus der sozialen Unmündigkeit befreien will, erfährt, ironisch und selbstkritisch zu schildern. Leylâ Erbil experimentiert mit der Sprache und arbeitet mit Textmontagen und Zitaten. Sie gehört damit zu den innovativsten Schriftstellerinnen der Türkei.
Adalet Ağaoğlu
Ölmeye Yatmak 1973
Sich hinlegen und sterben 2008
Auch Adalet Ağaoğlu (geb. 1929) gehört zu den »Töchtern der Republik«. Ihr erster Roman enthält viele autobiografische Züge. Sie verfolgt in den Schicksalen ihrer Heldin Aysel und von deren SchulkameradInnen dreißig Jahre Republikgeschichte. Dieser Ankara-Roman atmet den kemalistischen Geist, der über der neuen Hauptstadt schwebt. Die große Aufgabe, die der Jugend vom Republikgründer anvertraut wurde, sich ganz nach Westen zu öffnen, lastet besonders auf den kleinen Mädchen, die sich im Spannungsfeld zwischen den traditionellen Wertvorstellungen im Elternhaus und den republikanischen Idealen behaupten müssen. Wie problematisch sich unter diesen Umständen die sexuelle Selbstverwirklichung des weiblichen Individuums gestaltet, thematisiert Adalet Ağaoğlu am Schicksal der Universitätsdozentin Aysel, die über ihren Schatten springen möchte.
Oğuz Atay
Bir Bilim Adamının Romanı 1975
Der Mathematiker 2009
Oğuz Atay (1934-1977) war als studierter Ingenieurwissenschaftler ein Außenseiter in der türkischen Literatur. Doch sein Mega-Roman Die Haltlosen (1971/72), in dem gebrochene Charaktere um ihre gestörte kulturelle Identität ringen, hat nach 1980 viele Auflagen erlebt und wurde damit (ähnlich wie Tanpınars Seelenfrieden) erst nach dem Tode des Autors zum Kultbuch der türkischen Intellektuellen. Im Gegensatz zu den Haltlosen steht die willensstarke Persönlichkeit des Wissenschaftlers Mustafa İnan (1911-1967), dessen Biografie Oğuz Atay nach authentischen Zeugnissen erzählt. Der kleine, hochbegabte Mustafa aus Adana, von dem sein Vater immer wieder sagt, aus ihm würde kein Mann, arbeitet sich als Stipendiat durch die kargen, kalten Internate der Republik vor bis in die erste Reihe der wissenschaftlichen Elite der Türkei und gelangt zu internationalem Ansehen. Mustafa eignet sich durch sein Studium in der Schweiz westliches Wissen an, doch er plädiert dafür, sich dem Westen nicht vollständig zu unterwerfen. Er findet in der islamischen Mystik (tasawwuf) eine geistige Methode, um auf der Stufe der Askese Selbstanalyse und Selbstkontrolle zu üben und so mit seinen eigenen Fehlern abzurechnen. Die von Mustafa İnan diagnostizierte Denkträgkeit des orientalischen Menschen sei für die Rückständigkeit der Region verantwortlich. Mustafa ist überzeugt, dass eigenes Denken und Willenstärke zum Erfolg führen können. Mit diesem Optimismus erscheint Mustafa İnan als positiver Held, der sich dadurch von den Protagonisten der früheren Romane absetzt.
Die zweite Kategorie unserer Reihe, nämlich Werke jüngerer Autoren, die in den letzten Jahren erschienen sind und aktuelle Entwicklungen der türkischen Literatur nach 1980 zeigen, umfasst sechs Werke. Dazu gehören:
Hasan Ali Toptaş
Gölgesizler 2005
Die Schattenlosen 2008
Es handelt sich um einen Dorfroman mit märchenhaften Zügen, in dem die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen. Man könnte ihn zum magischen Realismus zählen.
Ahmet Ümit
Sis ve Gece 1996
Nacht und Nebel 2008
Hier hat der Kriminalroman die Funktion eines kritischen Gesellschaftsromans übernommen. Es geht um die Methoden der türkischen Geheimpolizei, die Istanbuler Terroristenszene und eine problematische Liebesgeschichte.
Murathan Mungan
Doğu Sarayı 1993/2002
Palast des Ostens 2008
Murathan Mungan gehört zu den türkischen Autoren, die aus Quellen traditioneller volkstümlicher Stoffe schöpfen. In diesem Zyklus geht es um ungewöhnliche Zweier-Konfigurationen, existentielle Entscheidungen und das uralte Thema Liebe und Tod.
Aslı Erdoğan
Kırmızı Pelerinli Kent 1998
Die Stadt mit der roten Pelerine 2008
Eine junge Türkin erlebt die schönste Stadt der Welt Rio de Janeiro als gefährliche Verlockung einer infernalischen Freiheit, die sie mit poetischer Kraft hinreißend beschreibt.
Murat Uyurkulak
Tol 2002
Zorn 2008
Ein Rückblick auf die Jahre vor dem Militärputsch 1980, die turbulente Geschichte der türkischen Linken und ihrer gescheiterten revolutionären Ambitionen. Zwei Männer im Zug nach Diyarbakir, der »Dichter«, ein alter Kämpfer, und der Sohn des legendären Revolutionsführers Oğuz alias Ahmet, reden, saufen, rauchen, lesen in Erinnerungsblättern. Uyurkulak gelingt es in anspruchsvoller, vielschichtiger Prosa ein weitgespanntes Netzwerk von Personen und ihre Geschichten in filmreifen Sequenzen vors geistige Auge zu zaubern.
Ayşe Kulin
Bir gün 2005
Der schmale Pfad 2010
Eine der bekanntesten, zeitgenössischen Autorinnen der Türkei, die fast mit jedem neuen Buch auf der Bestsellerliste landet, nimmt sich in diesem Roman des türkisch-kurdischen Konflikts an, der seit Jahrzehnten auch die Weltöffentlichkeit beunruhigt. Konzentriert auf das achtstündige Gespräch zwischen der türkischen Journalistin Nevra Tuna, die ein spektakuläres Interview machen möchte und der kurdischen Aktivistin Zeliha Bora, die wegen »Separatismus-Propaganda« im Gefängnis sitzt, bietet der Roman mit vielen Exkursen den Lesern Einblick in zwei gegensätzliche Frauenschicksale. Ayşe Kulin vertritt die Auffassung, dass das Dilemma nicht mit Gewalt, sondern nur auf friedliche Weise gelöst werden kann. Dazu möchte sie beitragen.
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Die dritte Kategorie der Türkischen Bibliothek umfasst fünf Anthologien. Dazu gehören zwei Bände mit Erzählungen aus der frühen Republikzeit bis zur Gegenwart. Die Geschichten sind thematisch ausgewählt, wie die Titel der Bände zeigen:
Von Istanbul nach Hakkâri
Eine Rundreise in Geschichten 2005
Hrsg. von Tevfik Turan
Der Band enthält dreiunddreißig bisher nicht ins Deutsche übersetzte Geschichten Sie führen den Leser in die unterschiedlichen Regionen der Türkei und machen ihn mit Menschen aus verschiedenem Milieu und verschiedener ethnischer Herkunft bekannt.
Liebe, Lügen und Gespenster 2006
Hrsg. von Börte Sagaster
Der Band ist der jüngeren Erzählergeneration gewidmet, die mit Krimi-, Science Fiction und surrealistischen Elementen und Formen experimentiert. Man kann viele dieser Geschichten sicher als postmodern bezeichnen.
Die zweisprachige Lyrikanthologie Kultgedichte – Kült Şiirleri wurde 2008 von Erika Glassen und Turgay Fişekçi (Istanbul) herausgegeben Wir haben prominente Persönlichkeiten des türkischen Kulturlebens gebeten, ein Gedicht zu nennen, das ihnen besonders am Herzen liegt und in einem kurzen Essay ihre Gedanken darüber mitzuteilen. Die meisten Strömungen und die berühmtesten Poeten sind vertreten.
Auch die türkische Volksliteratur durfte nicht fehlen. Die Anthologie unter dem Titel Im Reich der Schlangenkönigin wurde 2010 von Erika Glassen und Hasan Özdemir (Ankara) herausgegeben. Es geht darum, den deutschen Lesern einen Eindruck von dem reichen mythischen Schatz der anatolischen Märchen, Sagen, Volksromane usw. zu geben. Das ist eine Quelle, aus der auch die modernen türkischen Autoren schöpfen.
Den Abschluss der Reihe bildet 2010 eine Anthologie unter dem Titel Hundert Jahre Türkei – Zeitzeugen erzählen mit Originaltexten, die den Lesern den kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Wandel in der modernen Türkei seit 1900 lebendig nahebringen. Die Sammlung wurde herausgegeben und eingeleitet von Hülya Adak (Istanbul) und Erika Glassen.Türkische Literaten, Politiker, Journalisten, Wissenschaftler und viele Akteure, die den historischen Ablauf mitgestaltet haben, kommen zu Wort. So kann der historische Entwicklungsprozess nachvollzogen werden. Es handelt sich um ein spannendes, informatives Lesebuch, das auch als Hintergrundslektüre zu den literarischen Werken dienen soll.
Durch informative Nachworte zu jedem Band wird der historische Kontext deutlich. Wer sich mit der türkischen Literatur befassen möchte, kann sich durch die Türkische Bibliothek also einen umfassenden Überblick verschaffen.
Bollschweil, im Oktober 2010